Familientherapie


Systemisch-energetische Familientherapie

Familiendynamische Vorgänge spielen sich auf einer tiefen unbewußten Seelenebene ab, mit unmittelbarer Auswirkung auf Körperhaltung und Energiefluß. Immer wieder kommt es vor, daß die unbewußte Gruppendynamik einer Familie den einzelnen unbewußt verstrickt und ihm eine Rolle im System auferlegt, die seine Identität verwirrt, seine Energie und Lebenskraft raubt und ihn in fremde Beziehungsmuster hineinzwingt. Oft übernimmt ein Späterer, ohne es zu wissen, den Platz, die Gefühle, das Schicksal eines vergessenen oder ausgeklammerten Früheren und fühlt sich mit ihm durch eine tiefe Loyalität auch im (stellvertretenden) Leiden verbunden, meist, ohne sich dessen bewußt zu sein.

Beim Stellen des Familienbildes wählt der Teilnehmer für die wichtigsten Familienmitglieder und die in das Familiensystem Verstrickten Stellvertreter aus der Familientherapiegruppe und stellt sie nach seinem inneren Bild der Beziehungskonstellationen der Gegenwartsfamilie oder des Herkunftssystems im Raum wie auf einer Bühne auf.

Das in den Raum hinein konkretisierte Ordnungsmuster wirkt wie ein intensives Kraftfeld ein auf die psychosomatische Befindlichkeit der aufgestellten Stellvertreter. In diesem lebendigen Spiegel wird nun sichtbar, wie die Familienmitglieder zueinander (in Beziehung) stehen und wie sich das für die Einzelnen anfühlt.

In einem zweiten Schritt verändere ich als Therapeut aus meinem Wissen und meiner Erfahrung heraus schrittweise diese Aufstellung und verdeutliche damit die verborgene Dynamik des Systems. Ich bringe eine (archetypische) Ordnung in das System, füge fehlende oder ausgeklammerte Familienmitglieder hinzu, teste verschiedene Möglichkeiten anhand der Reaktionen der Stellvertreter, lasse Sätze der Anerkennung, Würdigung oder Lösung sprechen oder nicht stattgehabte Rituale nachvollziehen. Auf diese Weise können wir die Kräfte verstehen und nachvollziehen, die ein Beziehungssystem begründen und ordnen, die durch Illusionen verstrickende Blockaden setzen, die aber auch die Liebe sich im Guten entfalten lassen.

Mit einem klaren Bild über den guten, gemäßen Platz im System beginnt die Kraft und der Segen der Vorfahren zu den Späteren zu fließen und sie zu nähren. So wirkt die neue Ordnung - wird sie denn innerlich und äußerlich vollzogen - heilend in der Seele und in der Familie.

Vorgespräch: Zur Gruppenteilnahme ist ein Vorgespräch notwendig.

 

 

Bereits zu Beginn meiner psychotherapeutischen Ausbildung vor über 20 Jahren lernte ich die analytische Familientherapie (Horst Eberhard Richter) und die Arbeit mit Familienskulpturen (Hans und Margarete Jellouschek) kennen. Dabei faszinierte mich die Wirkung des inneren Bildes, das der Einzelne von seiner Familie hat. In langjähriger psychoanalytischer Tätigkeit gewann ich viel Erfahrung mit den individuellen Bildern und der darin verborgenen Dynamik der Familiensysteme. Die energetischen Muster der Familie spiegelten sich im Individuum wie auch in meinen Psychotherapiegruppen. Mit dem Familienstellen nach Virginia Satir gewann ich eine Methode, die Dynamik der inneren Bilder sichtbar zu machen und zu einem guten Abschluss zu führen.

Was man in der Einzeltherapie nur erahnen oder sich vorstellen kann, wird im Stellen des Familienbildes unmittelbar sichtbar: In einer Gruppe Gleichgesinnter wählt man sich für die einzelnen Familienmitglieder Stellvertreter, die gemäß dem inneren Bild im Raum aufgestellt werden. Dabei wird deutlich: Die unbewusste Gruppendynamik der Familie verstrickt den Einzelnen unbewusst und legt ihm eine Rolle im System auf, die ihm seine Identität gibt, oftmals aber auch seine Identität verwirrt, wenn sie in Widerspruch zu den ureigenen Impulsen steht. Dann fühlt man sich seiner Energie und Lebenskraft beraubt und in Verhaltensbeziehungsmuster hineingezwungen, gegen die man sich kaum wehren kann, solange sie unbewusst bleiben.

Besonders eindrucksvoll fand ich, welch wichtige Rolle im Unbewussten der Familiengruppe ausgeklammerte oder verschwiegene Familienmitglieder spielen. Obwohl diese ausgeklammerten oder verschwiegenen Mitglieder scheinbar nicht da sind, haben sie eine Wirkung auf die individuelle Psyche. Solche fehlenden Familienmitglieder können Totgeborene sein oder früh gestorbene Geschwister, ein früh gestorbener Elternteil oder früherer Partner der Eltern, es können aber auch ausgeklammerte Familienmitglieder sein, z. B. Behinderte, Schwule, unehelich Geborene, Selbstmörder, Kriminelle oder Mitglieder, die anderweitig schwere Schuld auf sich geladen haben (Missbrauch, Misshandlung, Kriegsverbrechen).

Sind solch schwerwiegende Ereignisse in der Familie vorgefallen, so tendiert das Familiensystem unbewusst zu einem „Ausgleich“: Ein später Geborener fühlt sich, ohne es zu wissen, durch tiefe Loyalität mit dem Schicksal dieses Früheren verbunden, selbst wenn es ihm selbst schweres Leid bringt. Durch diesen „Ausgleich“ stabilisiert sich das Familiensystem und die Bindung untereinander wird gesichert.

Die Folgen dieser Verstrickungen zeigen sich nicht nur auf der Beziehungsebene, z. B. Konflikte in der aktuellen Partnerschaft und Familie. Oft spielen sie auch beim Scheitern im Beruf eine wichtige Rolle oder führen zu einem unbewussten Dauerstress mit der Folge seelischer und körperlicher Erkrankung. Aus diesem Grund erhebe ich bei fast allen meiner Patienten einen ausführlichen Befund des Familiensystems.

 

Hier nun Beispiele von dynamischen Grundmustern:

  • Sind früh verstorbene Geschwister oder ein gestorbener Elternteil nicht angemessen betrauert worden, so fühlt sich eines der Kinder unbewusst oft noch so sehr mit ihm verbunden, dass dies wirkt, als ob er sagen würde: „Ich gehe mit dir aus dem Leben.“ Der Betreffende kann sich dann kaum dem Leben, dem Partner, den eigenen Kindern zuwenden, als ob er selber nicht mehr richtig dem Leben angehörte.
     
  • Wenn ein Elternteil ein schweres Schicksal zu tragen hat, z. B. Krankheit, Unfall oder auch schwere Schuld, so möchte ein Kind oder ein Enkel diesen Elternteil entlasten, damit er wieder mehr in der Familie präsent ist. Er lebt dann ein „ich trage es für dich“- Muster.
     
  • Will ein Elternteil aus der Familie „weggehen“, oft in Form von Depression oder verborgener Selbstmordneigung, manchmal auch Alkoholismus, so übernimmt bisweilen ein Kind diese Tendenz und will an seiner Statt gehen, um dem Familiensystem diesen Elternteil zu erhalten: „Lieber gehe ich als du.“ Das betreffende Kind kann dann selber depressiv werden, selbstmordgefährdet, süchtig oder erkrankt an einer schweren körperliche Erkrankung. Leider wird damit der Elternteil, der „gehen will“, nicht weniger depressiv. Das Opfer des Kindes ist vergeblich und oft sogar schädlich, auch wenn es aus inniger Verbundenheit geschieht. Das ist das Tragische an diesem „Opfer“.
     
  • Wird ein Familienmitglied ausgeklammert, vergessen, abgewertet, identifiziert sich oft ein Späterer mit ihm und übernimmt sein Schicksal, vertritt ihn sozusagen, und nimmt ihn damit wieder in die Familie hinein. Aber er entfremdet sich natürlich damit von sich selbst.
     

Das Stellen des Familienbildes bedeutet für mich ein Nach-Außen-Bringen, ein Auf-die-Bühne-Bringen, ein konkretes Darstellen des inneren, mehr oder weniger unbewussten Bildes der Beziehungskonstellation der Gegenwartsfamilie oder der Herkunftsfamilie. Durch das Aufstellen wird der eigene Platz in dieser Familie sichtbar.

Der Aufstellende bedient sich dabei der Möglichkeiten der Gruppe: Nach einer kurzen Darstellung seines Anliegens und der Fakten seiner Familiengeschichte (Genealogie) wählt er Gruppenmitglieder als Stellvertreter für die wichtigen Personen seiner Familie, einschließlich seiner selbst. Diese stellt er nun im Raum auf gemäß seinem Gefühl, seinem inneren Bild. Durch diese räumliche Zuordnung wird deutlich, wie die Familienmitglieder zueinander (in Beziehung) stehen. Dieses in den Raum hineingebrachte, konkretisierte Ordnungsmuster hat einen bemerkenswert intensiven Einfluss auf die psychosomatische Befindlichkeit der aufgestellten Stellvertreter. Meist spiegeln sie erstaunlich exakt die aufgestellten Familienmitglieder wider. Oft spüren sie Bewegungsimpulse und möchten ihre Position verändern. Sie berichten über ihre Befindlichkeit und Tendenzen. Dies allein gibt oft schon überraschende und tiefe Einblicke in die Ordnung in der Familie, auch die Störungen der Ordnung, die Beziehungsstrukturen, das Gefühl in der Familie und den Energiefluss.

In einem zweiten Schritt verdeutliche ich als Therapeut die dargestellte Dynamik. Zum Beispiel lasse ich nach draußen strebende Familienmitglieder tatsächlich an den Rand des Systems oder sogar ganz aus dem Raum gehen. Darauf reagieren wiederum die anderen Familienmitglieder.
Oder ich füge fehlende oder ausgeklammerte Familienmitglieder hinzu und teste die Wirkung auf die aufgestellten Stellvertreter. Dabei ist der Aufstellende aufmerksamer Beobachter, der sich von den Veränderungen berühren lässt. Auf diese Weise können wir die Kräfte verstehen, die ein Beziehungssystem begründen und ordnen, andererseits aber auch durch Illusionen und Verstrickungen Blockaden setzen.

In einem dritten Schritt suchen die Aufgestellten unter meiner Moderation eine „gute Lösung“. Dabei  nutze ich auch mein Wissen und die Erfahrung meiner Teammitglieder über archetypische Ordnungsprinzipien und Rituale. Wenn z. B. ein gestorbenes oder abgetretenes Kind nicht betrauert worden ist, so können die Stellvertreter über ein Trauerritual zeigen, welche befreiende Wirkung gelebte Trauer haben kann. Immer aber geht es darum, allen Familienmitgliedern einen angemessenen Platz im System zu geben, so dass dem Bedürfnis nach Bindung, Zugehörigkeit und Liebe im System Genüge getan wird. Dies löst die Verstrickungen und energetischen Blockaden, löst auch überholte Bindungen und öffnet für die positiven Kräfte der Gegenwart.

Lösungen kommen zur Wirkung, wenn unterbrochene Bindungen anerkannt, Schuld gesehen und zugeordnet, Vergangenes betrauert und Gutes genommen ist. Wir können in Einklang gehen mit dem Bedürfnis des Systems nach Zusammenhalt und Würdigung der einzelnen Mitglieder und daraus die Kraft schöpfen, der persönlichen Bestimmung zu folgen. Wir „anerkennen, was ist.“

Gelingt es, eine gute Lösung zu erarbeiten, so kann der Aufstellende erst mit Hilfe seiner Stellvertreter, später, indem er in diesem aufgestellten System seinen Platz selbst einnimmt, den Lösungsweg und die Lösung als ein ganzheitliches, körperlich-seelisch-soziales Erleben in sich aufnehmen. Er bekommt ein Fühlbild eines „idealen Zustandes“ angeboten im Sinne von „so hätte es sein sollen“. Die Spannung zu dem, was bisher sein inneres Bild war, wird bewusst. In diesem Spannungsfeld kommt Energie zum Fließen, die einen Zugang eröffnet nicht nur zur Trauer um all das, was nicht war im Sinne von: „Es tut mir leid! Aber nun lebe ich weiter.“ Sondern es eröffnen sich bisweilen auch Möglichkeiten, durch einen veränderten Umgang, eine veränderte Einstellung in der Herkunftsfamilie und vor allem im Gegenwartssystem Beziehungen sich zum Guten zu wenden und sogar heil werden zu lassen.

Es leuchtet ein, dass es oft ein weiter Weg ist von diesem idealen Lösungsbild zur Umsetzung des Bildes im Inneren und im Äußeren. Oft bedarf es noch der weiteren psychotherapeutischen Begleitung, damit dieser Weg gegangen werden kann. Ich bin aber auch immer wieder überrascht, wie wirkmächtig die Lösungsbilder sind, wie groß bereits die kleinen Wirkungen des Durchlebens einer Lösungsaufstellung an einem Wochenende auf ein Familiensystem sein können. Eine kleine Drehung des Kaleidoskops, eine winzige Veränderung des Blickwinkels und schon entsteht ein neues Bild.

Durch das neue Bild bekommt der Aufstellende einen neuen Platz. Er definiert seine Beziehung zu den Familienmitgliedern neu. Dadurch kommt auch seine innere Einstellung „an den richtigen Platz“, sein Selbstbild klärt sich. Oft kann er erst jetzt seine Eltern achten und von ihnen die Kraft nehmen, dass sie ihm das Leben geschenkt haben, um diese Kraft dann an die eigenen Kinder weiterzugeben oder in seine Arbeit fließen zu lassen. Auch sein Familiensystem profitiert davon. Wenn einer im System sich verändert, verändern die anderen sich mit.

Ein Familientherapie-Wochenende kann eine hervorragende Ergänzung für eine laufende Psychotherapie sein. Bei Krisen in Partnerschaft und Familie kann allein diese Methode schon Klärung und Neuorientierung bringen. Bisweilen schafft sie auch erst ein Bewusstsein von Verstrickung und energetischem Blockiertsein, und es erwächst daraus das Bedürfnis nach weiterer Klärung in einer persönlichen Psychotherapie.

Für mich ist das Familienstellen eine Methode unter vielen, ein Baustein in einem persönlichen Entwicklungsprozess. Deshalb lege ich so großen Wert auf eine fundierte psychotherapeutische und familiensystemische Befunderhebung und eine therapeutische Nachbereitung.

 Zweifellos ist der therapeutische Aufwand meiner Arbeit groß: Vorgespräche, Nachbereitung, Arbeit in einem mehrköpfigen Team mit den entsprechend großen Ressourcen an Kompetenz, Kreativität und kritischer Hinterfragung. Ich rechtfertige diesen Aufwand mit der außerordentlichen Macht der Methode und meiner großen Achtung vor dem Unbewussten und dem Wirken von Mächten in der Aufstellung, die über unser kleines Individualbewusstsein weit hinausreichen.

mehr zur Theorie der Familientherapie und energetischen Medizin siehe unten: Aufstellungsarbeit und Quantenphysik

Termine:

aktuelle Termine siehe unter Button Termine

Anmeldung:

Zuerst vereinbaren Sie telefonisch einen Termin für ein klärendes Anamnese-Vorgespräch (089 799107 oder 089 54767634). Es bietet sich an, dazu eine Stammtafel über drei Generationen mitzubringen. Dann melden Sie sich mit der Anmeldung (oranges Blatt) und Zahlung Ihres Teilnahmebeitrages verbindlich an. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Zahlungseinganges berücksichtigt.

Sollten Sie derzeit anderweitig in Psychotherapie sein, so besprechen Sie vor dem Seminar Ihre Absicht zum Familienstellen bitte mit Ihrem Therapeuten.

 

Fortbildung:

Meine Seminare sind von der Bayerischen Landesärztekammer als professionelle Fortbildung in Familientherapie und Familiendynamik anerkannt (20 Fortbildungspunkte), ebenso als Weiterbildung 34.1.4 und 1.6 (Praktikum zur Dynamik der Paarbeziehungen, der Familie und der Gruppe, Psychotherapiemethode Familienberatung). Näheres auf Anfrage.

 

Einige Gedanken über Aufstellungsarbeit und Quantenphysik

Überblick:

Für familiensystemische Aufstellungsarbeit und Psychotherapie sind zwei Fragen relevant:

  • wo sind veränderungsrelevante/heilungsrelevante Informationen wie gespeichert?
  • welche Informationsaustauschkanäle sind für die Informationsübermittlung relevant? Kurzantwort dazu:
    • Sprache und Spiegelneuronsystem (siehe Home: Trauma, Spiegelneurone ...)
    • Verschränkung

 

Zu „Verschränkung“:

Der zentrale Begriff des Görnitz’schen Modells über Bewußtsein (siehe Home: Bioenergetik und Quantenphysik; Download: Energiearchetyp und Quantenphysik) für die Aufstellungsarbeit ist das Modell der Verschränkung zweier oder mehrerer Quantensysteme (hier: Aufstellender und Stellvertreter) unter Bildung eines übergeordneten neuen Systems mit neuen Informationsinhalten und neuen Möglichkeiten. Das beinhaltet, dass Stellvertreter bewußte oder unbewußte Informationen des Aufstellenden, bewußt oder unbewußt in ihr System integrieren bzw. daran teilhaben, immer unter dem „Vorbehalt“, dass durch Verschränkung beide sich verschränkenden Systeme durch die Verschränkung verändert werden, denn es bildet sich ja ein neues, verschränktes übergeordnetes (nichtlokales nichtzeitliches) Quantensystem. Wie Görnitz immer wieder betont, ist es vom (Überlebens-) Interesse und Kontext des Aufstellenden abhängig, was an neuen Informationen, die von nunmehr im quantenphysikalischen Möglichkeitsraum als Teilhabe am neuen Verschränkten System als Möglichkeiten angeboten werden, tatsächlich umgesetzt, d. h. faktisch werden darf unter Verlust aller anderen Möglichkeiten.

Für mich liegt der zentrale Mehrwert einer quantenphysikalischen Betrachtungsweise für die Psychotherapie und die Aufstellungsarbeit genau hier in der Herausforderung, wie kann ich als Therapeut

  • ein verschränktes Quantensystem mit dem Patienten/ Aufstellenden „herstellen“, besser: die Herausbildung fördern? Laut Görnitz ist dafür emotionale Involviertheit bzw. Bezogenheit zumindest förderlich, wenn nicht notwendig. Die elementare Bedeutung einer wohlwollenden, fördernden psychotherapeutischen Beziehung für den Erfolg ist in der Psychotherapieforschung inzwischen vielfach nachgewiesen.Einfacher gesprochen: wir (Therapeut und Patient) müssen füreinander emotional bedeutungsvoll sein. Warum ist die therapeutische Beziehung als Wirkfaktor so wichtig? Meine vorläufige Annahme dazu: Kommunikation/Einschwingen/Resonanz/emotionale Ansteckung über ein funktional bei beiden vorhandenes, insofern gemeinsames neuronales Spiegelsystem (in der Hypothese von Rizzolati et al. und Galese et al. neurobiologisch-funktional auf einem System von Spiegelneuronen beruhend) schafft erst diese förderliche Bezogenheit, die das System des Patienten öffnet für Verschränkung und die Mehr-Information des verschränkten Systems. Dieses Spiegelsystem scheint zu allererst eine durch Imitation angeglichene, durch gegenseitige Verstärkung sich immer ähnlicher werdende Körperhaltung/ Körperspannung zu kreieren, wiederum verstärkt durch vorbewußt und bewußt herbeigeführte Aufmerksamkeitsrichtung (shared attention) auf die Körperbefindlichkeit, auf die die im Vorbewußtsein und Bewußtsein repräsentierten Emotionen beruhen. Eine bestimmte, für Verschränkung förderliche gemeinsame emotionale Befindlichkeit wird geschaffen. Die Wahrnehmung von Emotionen beim anderen geschieht visuell (Bewegung), auditiv (Stimme) und olfaktorisch (Geruch), bei Berührung auch sensomotorisch. In jeder Körperhaltung und Bewegung werden Teile des phänomenologischen Selbstkonzeptes aktualisiert. Hier kommen wahrscheinlich meine therapeutische Haltung/Körperhaltung/Selbstreferenz und die Kommunikation derselben über das Spiegelsystem des Patienten als Resonanzsystem für meine Befindlichkeit ins Spiel, welches dem Patienten ein „Verstandenwerden“ primär jenseits von Worten, also auf nonverbaler Ebene vermittelt, wahrscheinlich noch vor einer Verwörterung . Eine neurobiologische Basis des Phänomens der emotionalen Ansteckung ist auch aufgrund vielfältiger Befunde aus der Entwicklungspsychologie sehr wahrscheinlich, wenn vielleicht auch noch nicht in alle Details verstanden. Für mich ist die Annahme eines Spiegelsystems das einfachste (nach Ockhams Rasiermesser-Regel) und verständlichste handlungsleitende Kommunikations-Modell für die Psychotherapie, sowohl für mich persönlich wie in der Psychoedukation, auch wenn nicht alle Funktionen davon als auf der neurobiologischen Basis eines in der neurobiologischen Forschung überwiegend auch beim Menschen als hoch wahrscheinlich angesehenen neuronales Systems von Millionen von „Spiegelneuronen“ (Hickok 2015) zu erklären sind. Meine Grundannahme, kurz zusammengefaßt: ohne gemeinsame geteilte (shared) Emotion keine Verschränkung von Quantensystemen.
  • Welche förderlichen/heilsamen Informationen kann ich/muß ich als Therapeut in das gemeinsame verschränkte Quantensystem eingeben, so ich denn eine Wahl habe? Eine Wahl habe ich wohl nur in der Wahl meiner Worte bzw. meiner verbalen und in geringerem Maße meiner nonverbalen Kommunikation über szenische Gestaltungen (Eine Aufstellung ist so eine szenische Gestaltung, von der Gruppe und mir gestaltet und mit dem Patienten/seinen Reaktionen rückgekoppelt).
  • In der Aufstellungsarbeit bilden sich verschränkte Systeme. Der Aufstellende und ich als Therapeut sind davon ein Teil, der neue Möglichkeiten als unbewußte Informationen teilt/mitgeteilt bekommt, die bei mir, beim oder vermittelt über das Empfängersystem Stellvertreter, beim Aufstellenden bewußtseinsfähig werden und dem Aufstellenden (mir vielleicht schon vorab) neue Er-Lebensmöglichkeiten eröffnen. Wieweit der Aufstellende daraus Fakten werden läßt ist seine Sache, hängt vielleicht auch wieder ab von meinem körperlich-faktischen Zustand als Therapeut (z. B. entspannt, zuversichtlich, erfreut, begeistert, unterstützend), der dem Patienten/Aufstellenden über das Spiegelneuronsystem mitgeteilt wird und ihn offen und unterstützt sein läßt für neue Möglichkeiten.

 

Zu „Trauma“:

Die „Weitergabe“ von Traumen (Sekundäre Traumatisierung) in Familien erfolgt meines Wissens über mehrere Wege, die sich nicht ausschließen:

  • epigenetisch = faktisch biochemische Steuerung
  • atmosphärisch = faktisch über Spiegelneuronsystem-Interaktionen im familiären System, welche sich als „Hintergrundempfinden“ (Damasio) körperlich bis in die zelluläre Ebene oder extrazelluläre Matrix niederschlagen.
  • über Erzählungen, welche Imaginationen und über Imaginationen Körperzustände (Embodiments) provozieren (Wenn ich Görnitz richtig verstanden habe, sind Imaginationen, also reine Vorstellungen Denkmöglichkeiten auf reiner quantenphysikalischer Informationsebene, die erst durch Bewegung von elektrischen Potentialen, Ionen, Molekülen, Hormonen, Muskeln faktisch werden)
  • Verschränkung von Quanteninformationssystemen

 

 

Zu „Gedächtnis“:

Das ist bei Görnitz der am wenigsten ausgearbeitete Punkt: eine Gedächtnistheorie.

Gedächtnisspuren, seien es aktivierte neuronale Schaltkreise (elektrisch), m-RNA (biochemisch) oder Eiweißmoleküle (biochemisch-strukturell) sind immer schon faktisch. Meinem Verständnis nach können in der faktischen Menschenwelt, zumindest nicht zwischenmenschlich zwischen Individuen, keine Informationen verhandelt werden ohne irgend eine Art von Gedächtnis bzw. Kommunikation über Gedächtnisspuren, die schon mal faktisch waren oder faktisch sind. Selbst der Austausch von Befindlichkeiten über das Spiegelneuronsystem fußt auf faktisch gewordenen Möglichkeiten der Entwicklung früherer Zeiten, die sprachliche Kommunikation darüber sowieso (Sprechen oder Schreiben ist immer Bewegung der Muskulatur). Ich kenne keine Imaginationen, die nicht zumindest früher einer faktischen Wahrnehmung entsprochen hätten, ohne das gibt es keine Worte.

Erklärungsbedürftig wäre: wie vormals faktische Gedächtnisinhalte in quantischer Weise, also als Möglichkeiten von Information, im Gesamtzustand als Information präsent sein sollen und welche Rolle dabei materielle Strukturen (Moleküle, neuronale Schaltkreise; Gehirn) spielen.

Görnitz und Görnitz geben zwar einen Hinweis: kein lebendes System ohne steuerndes immaterielles Quanteninformationssystem. Aber wie genau wirkt das Quantensystem auf die materielle Struktur ein? Über Photonen? Und umgekehrt: wie werden faktisch niedergelegte Informationen quantisiert, beispielsweise aus Eiweißen in der extrazellulären Matrix (das ist wahrscheinlich wichtig für die Perpetuierung traumatischen Schockzustände als „Hintergrundempfinden“)?

Welche ganz engen Wechselwirkungen?

 

Zu „Gedanken“, Tod und „Spiritualität“:

Als Mensch kann ich nur sagen: ich habe nur Bewußtsein (medizinisch) und Bewußtheit (Wissen von mir und meiner Vorstellung von der Welt, spirituell), solange ich lebe. Vielleicht macht meine Summe an Bedeutungszuschreibungen meine Bewußtheit aus (meine Bewußtheit als Teilsystem meines mein Leben steuernden Quanteninformationssystems, welches ständig irgendwelche Kontextualisierungen und Bedeutungen schafft). Oder das steuernde Quanteninformationssystem ist darauf angelegt, überlebenswichtige Bedeutungen zu schaffen.

Wenn der Kontext Welt bzw. der Effektor für das Quanteninformationssystem in der faktischen Welt, nämlich der Leib und mit ihm das neuronale Teilsystem Gehirn als „Empfänger/Informationsträger“, sich im Tod auflöst, verschwindet der Bedeutungskontext und die faktisch gewordene Information über mich. „Ich“ als Informationskomplex löst sich auf.

Die darin enthaltene Information „entschwindet in den Tiefen des Weltraums“, soweit „ich“ sie nicht vorher materiell niedergelegt hatte (z. B. als Gedanken in einem Buch, die solange weiter existieren, wie dieses Buch als Informationsträger existiert) oder anderen Systemen (Menschen, Lebewesen?) über Verschränkung mitgeteilt hatte, wo sie dann materiell-faktisch abgespeichert wurden. „Mein“ Ich-Bewußtsein ist dann weg. Es war es in der Verschränkung bereits verändert durch das Neue an Information in der Verschränkung.

Wenn das Faktum Leib mit seinem Gehirn stirbt, ist dieses Faktum als individueller Bewußtseinsgegenstand für mein „Ich“ weg, das wahrnehmende Ich und auch alle Information darüber bis auf die faktisch gespeicherten oder in der Verschränkung mit anderen geteilten Informationen. Im anderen bewußtseinsfähigen Lebewesen könnte ich also mit einzelnen Informationsschnipseln weiterleben, so wie Freud, Jung, Reich, Lowen in mir weiterleben, Sicher aber lebe ich nicht als das konsistente Ich weiter, als das ich mich zu Lebzeiten in einem phänomenologischen Selbstkonzept (Metzinger) (meistens) erlebt habe.

Wenn ich Zen-Meister reden höre oder ihre Worte lese, „das Nichts ist die Fülle“, so weiß ich nie: ist das eine schöne Metapher, also ein Verwörterungsversuch einer Grunderfahrung, die mit der „Wirklichkeit“ der Quantenphysik „Fülle aller Möglichkeiten“ korrespondiert? Aber war für eine „Grunderfahrung“, „Erfahrung“ von was? Gedanken? Imaginationen? Was soll das sein? Eine „Ahnung“ von 10 122 Quantenbit-Möglichkeiten in unserem Kosmos? Eine Gedankenfigur im quantenphysikalischen Möglichkeitsraum?

Gibt es Bewußtheit ohne Gedächtnis? Gibt es Bewußtheit ohne Information über (Körper-) Befindlichkeit, d. h. Leiberfahrung in der faktischen Welt der klassischen Physik? Können Quantenbits Bewußtseinsinhalt sein? Gibt es Bewusstsein ohne Informationsinhalt oder – wie die Zen-Meister behaupten – ohne wahrnehmendes Ich. Das reine Selbst als Fülle von Möglichkeiten im quantenphysikalischen Möglichkeitsraum ohne jede Anbindung an Kontexte und Bedeutungen?

Oder ist es die Erfahrung des Zusammenbruchs unserer konsistenten „Ich-Konstruktion“, unseres phänomenologische Selbstkonzepts, das wir als „Ich“ erleben, eines Zusammenbruchs, den die meisten traumatisierend erleben, oft als Psychose,

wenige als Erleuchtung“.

Dieser Zusammenbruch kann traumatisierend sein oder „erleuchtend“ denn er macht eben diese Konstruktionsqualität des „Ich“ aus überlebenswichtigen, aber eben damit auch relativen, bedingten Bedeutungskonstrukten erfahrbar als ein quantenphysikalisches Teilsystem, ein „Gegenüber“ für das Bewußtsein, mit dem sie sich nicht mehr (gänzlich) identifizieren müssen oder können. Manche halten das aus, viele nicht und werden psychotisch.

 

Aus all den wird für mich klar, dass kein Toter aus dem „Jenseits“ in eine Aufstellung hineinwirkt, allenfalls Informationen ( Hintergrundgefühle, Imaginationen, Narrative), die der Aufstellende auf irgend einer Ebene gespeichert hat und jetzt in seinem Quanteninformationssystem als Information bewußt oder unbewußt aktualisiert und auf Quantenverschränkungsebene, via Spiegelneuronsystem „atmosphärisch“ oder über Gesten und Worte erzählend mitteilt.

 

 

 

 

 

Dr. med. Karl-Klaus Madert - Whistlerweg 30 - D-81479 München